Rad und Tat

Sport und Fitness – Perspektive mit Präventionscharakter

Ulf Mehrens, Vorsitzender des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS)

Rollstuhlnutzer Philip Opong beim Herunterfahren einer Treppe | Foto: Malte Wittmershaus

Eine Querschnittlähmung bedeutet einen erheblichen Ausfall an Bewegungsqualitäten, weshalb verbliebene Bewegungsfunktionen ganz besonders guter Aufarbeitung bedürfen, um verlorene Fähigkeiten so gut wie möglich zu kompensieren.

Menschen mit einer Behinderung, die wegen mangelhafter Beinfunktionen auf erhebliche orthopädische Hilfsmittel oder einen Rollstuhl angewiesen sind, müssen die intakten Funktionen im Bereich der oberen Gliedmaßen und des Rumpfes soweit auftrainieren, dass das tägliche Leben trotz erheblicher motorischer Einschränkungen bewältigt werden kann.

Warum Rollstuhlsport?

Zur Erhaltung der während der klinischen Erstbehandlung erworbenen Fähigkeiten sowie zur Verbesserung und Stärkung der Funktionen ist der Sport im Rollstuhl ein hervorragendes Mittel.
Kein Muskel kann wachsen und Funktionen übernehmen, der nicht intensiv aktiv trainiert wird. Am besten ist es, wenn man so früh wie möglich mit dem Rollstuhlsport beginnt, sich somit fit für den Alltag macht und die Leistungsfähigkeit des eigenen Körpers kennen lernt.

Eine große Zahl von Querschnittgelähmten leidet an einer spinalen Spastik, die sich durch Inaktivität verstärkt, jedoch durch ein gesundes und regelmäßiges Sportprogramm positiv beeinflussen lässt. Wie im allgemeinen Sport außerhalb des Rollstuhles auch, führt beim Rollstuhlfahrer die aktive sportliche Betätigung zu intensiven Herz-Kreislauf-Reizen. Störungen, die unsere moderne, inaktive Lebensweise verursacht, können dadurch verhindert werden.

Durch aktive Bewegung im Rollstuhl tritt nicht nur eine Verbesserung der lähmungsbedingt gestörten Kreislaufsituation, sondern auch der BlasenNierenfunktion ein. Intensive Belastungsreize führen zu einer Steigerung der Hautdurchblutung und damit auch zu einer Reduzierung der Gefahr von Druckgeschwüren.
Es hat sich gezeigt, dass der aktive Rollstuhlsportler weniger an lähmungsspezifischen Komplikationen leidet als der Querschnittgelähmte, der jede Aktivität vermissen lässt. Rundherum kann gesagt werden, dass Rollstuhlsport durchaus gesundheitsfördernd ist und Präventionscharakter hat. Einschränkend muss bemerkt werden, dass einseitiger Leistungssport gesundheitliche Schäden nach sich ziehen kann, wie dies auch allgemein in der Sportbewegung zu beobachten ist.

Rollstuhlsport als Teil der Rehabilitation

Als Fachverband des Deutschen Behinderten-Sportverbandes hat es sich der Deutsche Rollstuhl-Sportverband (DRS) zur Aufgabe gemacht, diesen Sport in der Rehabilitation auf breitester Basis zu fördern und fortzuentwickeln.

Rehabilitation umfasst alle ärztlichen, sozialpädagogischen, psychologischen und sozialrechtlichen Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, Menschen mit Behinderung wieder in die Lage zu versetzen, sich geistig, gesellschaftlich und wirtschaftlich zu behaupten. Eine dieser Maßnahme ist der Sport, der neben anderen Hilfen die innere Stabilität und Identität des Betroffenen festigt, ihm sein Selbstvertrauen zurückgibt und ihm ermöglicht, einen festen und anerkannten Platz in Familie, Berufsleben und Gesellschaft einzunehmen.

Positive Effekte des Rollstuhlsports

Durch den DRS findet heute jeder ein gut strukturiertes Sportangebot, wodurch er auf vielfältige Weise die Möglichkeit erhält Sport zu treiben, egal ob im Kinderund Jugendsport, im Breitensport oder im Wettbewerbssport.

Um Rollstuhlsport zu treiben, holt der DRS seine Mitglieder auf dem motorischen und psychischen Stand ab, wo sie sind, und versucht über ihre Stärken im Sportbereich ihre motorischen und/oder psychischen Schwächen wieder aufzubauen. Das hat wiederum zur Folge, dass immer mehr Integration des Menschen mit Behinderung stattfinden kann. Weiteres Ziel hierbei ist die Selbstbestimmung und Teilhabe des Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben.

Zusätzliche Ergebnisse des Sportangebotes des DRS bei seinen Mitgliedern sind die Erhaltung der körperlichen Leistungskraft, die Wiedererlangung des psychischen Gleichgewichts, sowie die Abwehr von Folgeerkrankungen.

Was bietet der DRS?

Der DRS besteht aus über 9.000 Sport treibenden Rollstuhlfahrern, welche in mehr als 330 Vereinen des DRS organisiert sind. Es sind zumeist schwer Gehbehinderte, Querschnittgelähmte und Menschen, welche auf Grund von Krankheiten auf einen Rollstuhl angewiesen sind und für die sportliche Aktivität von großer Bedeutung ist.
Der DRS ist in jahrelanger, kompetenter und erfolgreicher Zusammenarbeit mit Akutkliniken, anderen Verbänden und Institutionen des Behinderten-und Rollstuhlsportes, sowie Schulen, kommunalen und überregionalen Trägern innerhalb von Deutschland tätig.

In den Mitgliedsvereinen des DRS wird eine Vielzahl von Sportarten angeboten: Badminton, Basketball, Boccia, Bogenschießen, Breitensport, Curling, E-Stuhl-Hockey, Fechten, Gewichtheben, Golf, Handbike, Kampfkünste, Kanu, Kart, Kinderund Jugendsport, Leichtathletik, Roll-Hockey, Rugby, Schwimmen, Segeln, Sledge-Eishockey, Sportschießen, Tanzen, Tauchen, Tennis, Tischtennis, Tischkicker, Wasserski, WCMX (Rollstuhlskaten) und Wintersport.

Sind Sie neugierig geworden und möchten mehr über Rollstuhlsport erfahren? Rollstuhlsport selber ausprobieren? Die Bundesgeschäftsstelle des DRS in Duisburg berät Sie gerne und nennt Ihnen Rollstuhlsportvereine in Ihrer Nähe. Weitere Infos zu den Sportarten und Kontaktdaten finden Sie auf den Internetseiten des DRS unter drs.org.

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